Die Projekte 2023
Tag der Pflege und Betreuung
Der 12. Mai ist längst ein absoluter Fixpunkt im Jahreskalender der Häuser zum Leben. Beim internationalen „Tag der Pflege und Betreuung“ dreht sich alles um unseren Sinn und Daseinszweck. Jeder und jede einzelne unserer Mitarbeiter* innen, viele Ehrenamtliche und die wienweiten Teams der 150 Pensionist* innenklubs ermöglichen rund 8.500 Bewohner*innen und 24.000 Klubmitgliedern eine lebenswerte und wohlbehütete Zeit im Alter. Mehr als 5.000 Menschen bringen ihre Kompetenz, Leidenschaft und Empathie in mehr als 80 Berufen ein. So sorgen sie neben der Pflege und Betreuung für reibungslose Abläufe, warme Speisen, saubere Wäsche, mentale Gesundheit, körperliches Wohlbefinden und jede Menge Spaß und Abwechslung. Beim Tag der Pflege und Betreuung feiern wir sie alle und sagen Danke. Lob allein ist noch nicht alles: Bei den Häusern zum Leben gestalten die Mitarbeiter*innen ihre Arbeitswelten aktiv mit und profitieren von zahlreichen Benefits.
Demenz im Fokus
Demenz darf kein Tabuthema mehr sein. Viele Familien in Österreich haben Angehörige mit einer demenziellen Erkrankung wie Alzheimer – derzeit sind etwa 140.000 Menschen im ganzen Land davon betroffen. Rund ein Viertel der 8.500 Bewohner*innen unserer Häuser leben ebenfalls damit. Demenz ist zwar nicht heilbar, mit guter Unterstützung gelingt dennoch oft ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Genau dafür setzen wir uns in den Häusern zum Leben ein – und das seit vielen Jahren. Wir schaffen mit den „Tag.Familien“ in allen 30 Häusern sichere Orte für Menschen mit Demenz und begleiten sie strukturiert und mit gemeinsamen Aktivitäten durch den Tag. Im Haus Rosenberg und im Haus Döbling gibt es zudem Betreuungszentren für Menschen mit demenziellen Erkrankungen, die intensive, individuelle Betreuung und Pflege benötigen.
Genauso wichtig wie professionelle Hilfe sind Aufklärung und Sensibilisierung. Beim virtuellen Gesprächsformat #demenzRAUM beleuchten wir das Thema von verschiedenen Seiten und führen Angehörige mit Expert*innen zusammen. Als Teil der Plattform „Demenzfreundliches Wien“ schaffen wir gemeinsam mit den Klubs bei der Demenz-Aktionswoche rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September öffentliches Bewusstsein. Dabei luden wir die Wiener*innen auch 2023 wieder zu zahlreichen Aktionen und Vorträgen zu uns in die Häuser und Klubs. Ein besonderes Highlight war sicherlich der Besuch des Tiergartens Schönbrunn im Rahmen der Initiative „Demenzbus on tour“ des Fonds Soziales Wien. Den Tag mit Führung ließen sich 20 Bewohner*innen mit Demenz-Diagnose nicht entgehen.
Internationale Konferenzen bei uns zu Gast
Gleich zweimal waren die Häuser zum Leben 2023 Gastgeber für große internationale Konferenzen. Zum „International Day of Older Persons“ der Vereinten Nationen lud das NGO Committee on Ageing am 2. Oktober ins Haus Döbling. Die Konferenz war eine von weltweit nur vier solcher Veranstaltungen zu diesem Aktionstag. Großes Interesse herrschte knapp eine Woche später auch bei der Gerontopsychologischen Fachtagung „Mehr WIR(R) im ICH“ am 10. Oktober im selben Haus. Diese fand anlässlich des Welttages der psychischen Gesundheit statt. Bei der Tagung sprachen Expert*innen und Mitarbeiter*innen über das Verstehen: von Beziehungen, psychisch Erkrankten und sich selbst. Durch den Austausch wollen wir Grenzen überwinden und Verständnis für psychisch erkrankte Menschen schaffen.
Tag der Menschenrechte
Alle Menschen haben Recht auf ein Leben mit gleichen Chancen ohne Diskriminierung – unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, Ethnizität, Herkunft und Religion. Der „Internationale Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember steht ganz im Zeichen dieser Vision. Wien feierte 2023 das zehnte Jahr als anerkannte Menschenrechtsstadt und die Aufnahme in den Kreis der altersfreundlichen Städte durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das ist nicht zuletzt dem jahrelangen Engagement der Häuser zum Leben zu verdanken, die sich als Umsetzer und Ideengeber für die Rechte älterer Menschen einsetzen. Wir wollen so das Leben für die Wiener*innen lebenswerter machen und der älteren Bevölkerung ein würdevolles, selbstbestimmtes und erfülltes Leben ermöglichen.
Delegationsbesuche in unseren Häusern
Die Häuser zum Leben strahlen weit über die Bundeshauptstadt Wien und Österreich hinaus. Wir geben mit unserer erfolgreichen Arbeit in der Pflege und Betreuung von Senior*innen Impulse für andere. Das erfüllt uns mit Stolz und bestätigt unseren Weg. 2023 waren gleich mehrere Delegationen aus der ganzen Welt bei uns zu Gast – darunter Gruppen aus Singapur und China. Sie interessierten sich für das Pflegesystem in Wien sowie die praktische Umsetzung in den Häusern zum Leben. Besondere Aufmerksamkeit galt den Finanzierungs- und Pflegemodellen sowie der Gestaltung der Pflege für Senior*innen mit zusätzlichen Bedürfnissen. Hier konnten wir mit unseren Angeboten rund um Demenz, Remobilisation, psychosoziale Betreuung, Palliativbetreuung und Hospiz spannende Einblicke geben. Natürlich profitierten auch wir vom Austausch und nahmen einige Impulse von unseren Gästen mit.
Mitglied im European Social Network
Die europaweit steigende Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsdiensten setzt viele Anbieter unter Druck. Resilienz und Reaktionsfähigkeit sind Schlüsselfaktoren für die Bewältigung der Herausforderungen.
Die Häuser zum Leben haben in den vergangenen Jahren bewiesen, wie eine große Sozialdiensteinrichtung erfolgreich durch Krisen steuern kann und welche Rolle die Mitarbeiter*innen dabei spielen. Mit diesem Know-how haben wir uns um die Mitgliedschaft beim European Social Network (ESN) beworben – dem Netzwerk für lokale öffentliche Sozialdienste in Europa. Seit 2023 sind wir eines von 180 Mitgliedern aus 33 Ländern. Unsere Expertise haben wir bei einer Arbeitsgruppe für die Qualität von Gesundheitsdienstleistungen eingebracht. Zudem präsentierten wir uns bei der 31. European Social Services Conference von 14. bis 16. Juni im schwedischen Malmö vor über 700 internationalen Delegierten.
Junges Wohnen als Erfolgsmodell
Generationenwohnen ist aus den Häusern zum Leben mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Seit 2017 teilen sich junge Menschen in Ausbildung – Student*innen genauso wie Lehrlinge – unter dem Motto „Junges Wohnen“ ihren Wohnraum mit Senior*innen. Das Angebot wird von Jahr zu Jahr besser angenommen. So ist die Zahl der Häuser mit Generationenwohnen von 2022 auf 2023 um ein weiteres auf nunmehr 12 gestiegen. Teilten sich 2022 noch 23 junge Wiener*innen ein Dach mit älteren Mitbewohner*innen, so waren es 2023 schon 41 Personen. Günstiger Wohnraum, gute Lage und eine ganz besondere Atmosphäre gibt es für die jungen Menschen. Sie helfen wiederum den Bewohner*innen mit 25 ehrenamtlichen Stunden im Alltag aus, übernehmen Einkäufe, unterstützen bei digitalen Problemen und verbringen gemeinsam Zeit. Platz für mehr ist schon geschaffen: Die Häuser zum Leben bieten jetzt insgesamt 55 Plätze in 26 Doppel- und drei Einzelwohnungen an.
Flüchtlings- und Wohnungslosenhilfe
Wir sehen hin und übernehmen Verantwortung für unsere Mitmenschen. Seit der großen Krise 2015 engagieren sich die Häuser zum Leben in der Flüchtlingshilfe. Sie bieten vor allem Familien Wohnraum in vorübergehend leerstehenden Wohnungen. 2022 brachte mit dem Krieg in der Ukraine eine Zeitenwende in Europa. Die Häuser zum Leben reagierten rasch und stellten erneut Unterkünfte zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien (FSW) wurden in den Häusern Mariahilf, Neubau und Margareten 360 Wohnplätze geschaffen. Das Angebot wurde 2023 aufgrund der großen Nachfrage auf 665 Plätze beinahe verdoppelt. Für die Betreuung der Familien und ihre optimale Integration in die Häuser sind drei eigene Teams zuständig. Im Vorjahr fanden rund 500 vertriebene Menschen aus der Ukraine in den Häusern Mariahilf, Margareten und Neubau Zuflucht – darunter auch Senior*innen. Beim „Langen Tag der Flucht“ am 6. Oktober erzählten sie ihre Geschichten.
Daneben lief die 2015 gegründete Flüchtlingshilfe weiter. Das gilt auch für die Betreuung von Asylwerber*innen und subsidiär Schutzberechtigten im Haus Döbling. Die Wohnungslosenhilfe mit dem Projekt „Begleitetes Wohnen“ im Haus Penzing wurde im Juli 2023 um das Projekt „Wohnen mit Perspektive“ im Haus Rudolfsheim erweitert. Beide Angebote richten sich an asylberechtigte Familien mit hohem Betreuungsbedarf und kurzer Aufenthaltsdauer in Österreich. Die Häuser zum Leben arbeiteten auch 2023 wieder eng mit dem Fachbereich Wohnungslosenhilfe im FSW zusammen und planen für 2024 eine weitere Vertiefung.