Gespräch

Die Häuser zum Leben im Wandel

Geschäftsführer Christian Hennefeind und sein Stellvertreter Simon Bluma sprechen über die Zukunft der Häuser zum Leben.

Im vergangenen Jahr haben Sie an dieser Stelle den Strategieprozess „Häuser zur Zukunft“ präsentiert. Was ist seither geschehen?

Christian Hennefeind: Wir haben in Workshops und Arbeitsgruppen Antworten auf die drängenden Fragen im Zusammenhang mit unseren Tätigkeiten und Angeboten erarbeitet. Wir haben acht Kernthemen definiert und diese auf allen Ebenen unseres Unternehmens diskutiert und bearbeitet. Dabei ging es um die Themenbereiche Innovatives Leistungsportfolio, Kommunikation & Kooperation, Wirtschaftlichkeit, Infrastruktur & Hardware, Technologie & Digitalisierung, Ablauforganisation & Steuerung, Unternehmenskultur, Haltung, Softskills sowie Aufbauorganisation & Steuerung.

Simon Bluma: Ein wesentlicher Output, der unserer Arbeit von nun an einen ethischen Rahmen gibt, sind unsere aus diesem Prozess heraus definierten Werte. Es war wichtig, sowohl die Führungskräfte als auch die Mitarbeiter*innen an allen Schritten zu beteiligen. So haben wir eine hohe Identifikation mit den Ergebnissen geschaffen. Gleichzeitig haben wir zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung von Abläufen, zum Berichtswesen etc. erarbeitet und zum Teil mit der Umsetzung bereits begonnen.

Teile dieser Ergebnisse sind auch in die neue Häuserstrategie eingeflossen, die jetzt vom Vorstand beschlossen worden ist und auch weithin sichtbare Veränderungen in der Stadt hinterlassen wird. Was wird sich in den Häuserstrukturen ändern?

Bluma: In die Häuserstrategie sind Erkenntnisse aus unserem Strategieprozess geflossen. Wir haben Kund*innenströme, Standorte und die Bevölkerungsentwicklung analysiert, Bedürfnisse und Bedarfe unserer Kund*innen für die Zukunft erhoben und dann gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien die notwendigen Schritte erarbeitet.

Hennefeind: Das Ergebnis ist: Mit Blick auf die Nachfrage in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erhöhen wir sukzessive die stationären Pflegeplätze und stellen Personalwohnungen für neue Mitarbeiter*innen aus Drittstaaten zur Verfügung. Die Bevölkerung wächst und wird älter, die Bedürfnisse der Bewohner*innen ändern sich. Kund*innen ziehen tendenziell später und mit einem höheren Betreuungs- und Pflegebedarf ein. Darauf reagieren wir auch baulich.

Was bedeutet das konkret?

Hennefeind: Wir werden bis 2030 insgesamt 450 zusätzliche Pflegeplätze und moderne Organisationseinheiten in den Häusern zum Leben schaffen. In einer späteren Phase kommen noch einmal knapp 200 Plätze dazu. Gleichzeitig bauen wir das Erfolgsmodell „Junges Wohnen“ aus und öffnen manche Angebote unserer Häuser auch für die jeweiligen Anrainer*innen.

Bluma: Erste konkrete Projekte sind die Neubauten der Häuser Haidehof und Maria Jacobi. Beide Gebäude werden durch Bauträger neu errichtet, um Synergien zwischen Pflegeeinrichtungen und sozialem Wohnbau zu nutzen. Die jeweiligen Grätzl werden mit günstigen Essensmöglichkeiten aus der Frischküche und den Generationenklubs aufgewertet, die auch von Alleinerziehenden oder Menschen mit Behinderung genutzt werden können. Die günstigen Nahversorgungsmöglichkeiten durch die „Markt.Plätze“ werden das Angebot für das Umfeld ebenfalls bereichern. Neben diesen Neubauten werden die bereits laufenden Umbauarbeiten in den Häusern Föhrenhof, Trazerberg und An der Türkenschanze finalisiert. Sanierungs- und Umbaubedarf besteht in der ersten Phase zudem bei den Häusern Margareten, Neubau und Alszeile.

Was genau ist in den neuen Häusern Haidehof und Maria Jacobi geplant?

Hennefeind: Der Neubau Haidehof sieht 280 Plätze vor – 140 Pflegeplätze und 140 Plätze für betreutes Wohnen und andere Wohnformen. Es soll auch allgemein zugängliche Angebote im Gesundheitsbereich am Standort geben. Im Haus Maria Jacobi werden 140 Pflegeplätze realisiert. Beide Bauten werden durch einen sozialen Wohnbau ergänzt und auch generationenübergreifende Klubs beheimaten. Die Fertigstellung des Hauses Haidehof ist für 2028 geplant, das Haus Maria Jacobi soll 2030 folgen.

Warum bauen die Häuser zum Leben nicht selbst, sondern werden einen Bauträger damit beauftragen?

Bluma: Wir wollen uns voll und ganz auf unser Kerngeschäft konzentrieren und unseren Kund*innen das bestmögliche Lebensumfeld samt notwendiger Leistungen wie Pflege und Betreuung bieten. Daher schreiben wir den Bau der Häuser öffentlich aus. Ein Teil der Grundstücksfläche ist für sozialen Wohnbau reserviert, in dem auch betreubares Wohnen angeboten werden kann. Die beiden neuen Häuser werden nach unseren Vorgaben errichtet, wir werden in der Folge als Mieter dort einziehen.

Werden nur diese beiden Häuser neu gebaut oder stehen auch andere Neubauten auf dem Programm?

Hennefeind: Aus heutiger Sicht wird es mittelfristig bei diesen beiden Neubauten bleiben. Andere Häuser können durch Umbauten und Sanierungen an die neuen Ziele angepasst werden.

Bluma: Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass alle 30 derzeitigen Standorte erhalten bleiben. Die baulichen Veränderungen werden jetzt Schritt für Schritt geplant und umgesetzt. Damit machen wir alle Häuser zum Leben fit für die Zukunft und die künftigen Bedürfnisse unserer Kund*innen.

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