75 Jahre für das Leben
"75 Jahre PensionistInnenklubs in Wien bedeuten Lebensfreude, Gemeinschaft, Abwechslung und Gesundheit für alle SeniorInnen der Stadt. Wir bauen unser Programm ständig aus und sprechen so immer mehr Menschen an."
Mag.a Madlena Komitova | Bereichsleiterin Wiener PensionistInnenklubs
Bunt, offen für alle, sportlich, gesellig, kostenlos, vielfältig, freundlich, hilfsbereit, verbindend, kreativ, lustig, nachdenklich – einfach so wie das Leben: Das sind die Wiener PensionistInnenklubs. Seit 75 Jahren stehen sie allen Wiener SeniorInnen offen, bieten ihnen ein umfangreiches Freizeitprogramm, stehen mit Rat und Tat zur Seite und leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag zur geistigen und körperlichen Gesundheit. 1946 gegründet als Wärmestuben, haben sich die Klubs zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution im Leben Tausender Wienerinnen und Wiener entwickelt.
Natürlich war auch 2021 das Thema Corona präsent, natürlich hat es wie im Jahr zuvor in diversen Lockdowns wieder Einschränkungen im Betrieb gegeben, natürlich haben sich die rund 330 KlubbetreuerInnen und die Mitglieder wieder auf neue Situationen aufgrund der Pandemie einstellen müssen. Aber NATÜRLICH PensionistInnenklubs der Stadt Wien: 75 Jahre für das Leben waren die Klubs wieder pausenlos für die Menschen da. Mit neuen Ideen, neuen Angeboten, kleinteiligeren Events, Onlineaktionen und vor allem mit einem offenen Ohr an der Service-Hotline konnten neue Mitglieder gewonnen und alte Bekannte gut unterhalten werden. Es war ein Jahr der Outdooraktivitäten, es war ein Jahr der Ehrenamtlichen, deren Zahl und Engagement neue Höhen erreicht haben, und es war ein Jahr zum Feiern.
Zum Jubiläum entstand die passende Idee, den 75er mit 75 Events in ganz Wien zu feiern. Am Ende sind es mehr als 100 geworden … Die Klubs stehen nie still; schon gar nicht, wenn es was zu feiern gibt. Von der Cocktailparty zum E-Bike-Ausflug, vom Beauty-Day zum Preisschnapsen, von der Disco zur Wanderung, von diversen Konzerten und Musiknachmittagen zum Hula-Hoop- Event: In der Jubiläumswoche im September ließen es Wiens SeniorInnen ausgiebig und ordentlich krachen.
Die Klubs, die Hausklubs und öffentliche Orte waren die vielfältigen Schauplätze der Feierlichkeiten. Organisiert wurden die diversen Veranstaltungen von einem eigens zusammengestellten Organisationsteam aus KlubbesucherInnen, PartnerInnen der Stadt Wien, BezirksvorsteherInnen und BetreuerInnen der Klubs. Eine Jubiläumszeitung mit einer Auflage von 10.000 Stück und einer Reise durch die Jahrzehnte hat den Geburtstag ebenfalls begleitet.
Kunterbunt, mit Tanz, Musik und voller Freude setzten am 29. September hunderte SeniorInnen ein unübersehbares Zeichen der Lebensfreude: Bei der großen Klub-Parade unter dem Motto „75 Jahre und kein bisschen leise!“ zogen die TeilnehmerInnen vom Platz der Menschenrechte über die Mariahilfer Straße zum Christian-Broda-Platz, wo sie von Bürgermeister Michael Ludwig persönlich empfangen wurden. Nach einer Abschlusskundgebung sorgte die umjubelte Jazz Gitti für den musikalischen Höhepunkt am Ende des „Feier“-Tages.
Im März 2021 fand das Fotoshooting für die neue Kampagne der Klubs statt. Im September waren die Bilder dann auch in Wien unterwegs. Eine ganze Bim wurde mit den Fotos der SeniorInnen eingekleidet und kurvte anlässlich der 75-Jahre-Jubiläumswoche durch die Stadt. Verbunden war die „Tour de Klub“ der Wiener Linien mit einem Gewinnspiel. Wer die Bim entdeckte, konnte sie fotografieren und damit eine von drei Jahreskarten für die Wiener Linien gewinnen. Die Kampagne wurde natürlich auch auf anderen Kanälen sichtbar – vom City-Light bis zu den Außenfronten der Klublokale.
Mit dem Jahresbeginn 2021 haben die Klubs ihre BesucherInnen zur intensiveren Teilhabe eingeladen. Das Ziel: mehr Eigenverantwortung für alle. Das Echo war gewaltig. Die Klubs beziehen ihre Mitglieder nun in alle Belange mit ein, sie sind jetzt fixer Bestandteil von themenspezifischen Teams, liefern Ideen und arbeiten auch bei deren Umsetzung mit. Alle 14 Tage trifft sich eine Steuerungsgruppe zur Besprechung der Ergebnisse und Vorhaben. Im vergangenen Jahr fand das meist online statt. Wer digital nicht dabei sein konnte, hatte in den Klubs die Möglichkeit, unter Anleitung die technische Infrastruktur zu nützen. Die Einladung, Entscheidungen zu treffen, kommt gut an: Immer mehr KlubbesucherInnen melden sich zur Mitarbeit an.
Die „LEGO-Oma“ war da! Rita Ebel, eine Seniorin aus dem deutschen Hanau, hat sich diesen Namen redlich verdient. Ehrenamtlich hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, RollstuhlfahrerInnen das Leben zu erleichtern. Aus nicht mehr gebrauchten LEGO-Steinen baut sie Rampen für barrierefreie Zugänge. Die PensionistInnenklubs wollen diesem Beispiel folgen. Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem FORMAT 60+, dem Atelier der Klubs und der Initiative „Achtsamer 8.“ soll die Josefstadt bunter und barrierefreier werden. Dazu sammeln die SeniorInnen alte LEGO-Steine und bauen Rampen. Die Steine können in allen Klublokalen abgegeben werden. Die erste Rampe wurde im Juni präsentiert, Frau Ebel war dazu extra aus Deutschland angereist.
Die vielfältigen Outdoor-Angebote der PensionistInnenklubs bündeln sich unter der Bezeichnung Klub+ Im Freien. Frische Luft schnappen und eine Tasse Kaffee, Schmankerl und gute Unterhaltung genießen konnten die BesucherInnen der acht neuen Klubgärten an Standorten in der Leopoldstadt, in Neubau, Penzing, Ottakring, Floridsdorf, der Donaustadt und Liesing. Nordic Walking, Wandern, Gymnastik und Fitness, Qi Gong und Yoga, Boccia, Hula-Hoop, Trommeln und vieles mehr standen am Programm des Klub+ Im Freien.
Der Donaukanal gehört allen, auch den älteren Semestern! Das hat die im vergangenen Sommer im Rahmen des Klub+ Im Freien erstmals durchgeführte „Lebenslust am Donaukanal“ mehr als deutlich gemacht. Die Klubs und die Häuser zum Leben haben in Zusammenarbeit mit der Kunstinitiative „das WERK“ eine Freiluftbühne am Wiener Hotspot bespielt. Von Juni bis September haben KlubbesucherInnen und MitarbeiterInnen ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Shows, Tanz, Musik, Quiz-Nachmittage, Lesungen, Comedy und vieles mehr fanden auf der Open-Air- Bühne ihr Publikum. Der Eintritt war frei. Und selbstverständlich fanden alle Veranstaltungen unter den jeweils geltenden Corona-Sicherheitsmaßnahmen statt.
Was 2020 mit einem wahren Reigen an musikalischen Darbietungen in den Gärten der Häuser zum Leben begann, wurde auch im vergangenen Jahr zum großen Hit in den warmen Monaten: die Gartenkonzerte in Zusammenarbeit mit dem Wiener Kultursommer. Mehr als 50 Mal konnten die BewohnerInnen in den verschiedenen Häusern im Juli und August lauschen, staunen, mitsingen und applaudieren. Die Begeisterung bei den exklusiven Events war groß. Kein Wunder, das Programm hatte es wieder in sich. Der Reigen der KünstlerInnen reichte vom Trio Lepschi über Agnes Palmisano und Roland Sulzer, Soyka und Stirner, Sauerzapf & Malik, Havlicek & Kainrath bis hin zu den Strottern. Zum Auftakt regte der Klub-Chor bei einigen Konzerten mit seinem flotten Programm zum Mitsingen und -tanzen an.
Einen besonderen Ausflug boten die Klubs zum Muttertag in Wien an. Alle Mütter, Großmütter und (natürlich) auch alle anderen BesucherInnen waren zu einer vergnüglichen Rikscha-Spritztour durch den grünen Prater eingeladen. Drei Tage lang, vom 8. bis zum 10. Mai, waren KlubbetreuerInnen und ehrenamtliche MitarbeiterInnen mit ihren Fahrgästen in der grünen Lunge Wiens unterwegs. Das Angebot kann übrigens auch im Rahmen des regulären Klubbetriebs in der Böcklinstraße bzw. im Haus Prater gebucht werden.
Die SeniorInnen sind nicht nur als Passagiere in den Klubs unterwegs. Insgesamt 18 E-Bikes stehen den BesucherInnen an verschiedenen Standorten für Ausflüge mit dem Rad zur Verfügung. Bewegung bedeutet Gesundheit. Und eine Radtour ist noch dazu schön. Das Angebot wird laufend ausgebaut, das klub.bike soll fixer Bestandteil in der Mobilität der Mitglieder und der MitarbeiterInnen werden.
Yoga, auch im Sitzen, Dance, Gymnastik, Spiele, Tratsch, Weiterbildung und vieles mehr bietet der Klub Online. Was aus der Not heraus entstand, hat sich zu einem fixen Bestandteil im umfangreichen Angebot der Klubs etabliert: Unterhaltung, Bewegung und Zusammenhalt im Internet-Format. Damit können die Mitglieder auch von zu Hause aus aktiv am Klubleben teilnehmen – sei es, weil es aus Pandemie-Gründen nicht anders möglich ist. Sei es, weil sie aus anderen Gründen ihre Wohnungen nicht verlassen können oder wollen. Das Programm wird über die Videotelefonie-Plattform ZOOM angeboten. Hilfe bei der Installation boten die KlubbetreuerInnen selbstverständlich auch an. Ein besonderes Erlebnis ist die für die Klubs angeschaffte VR-Brille. Sie verhilft den Interessierten zu virtuellen Abenteuern der anderen Art. Die VR-Brille ist laufend auf der Reise durch die verschiedenen Klubs, wo sie von den BesucherInnen getestet werden kann. Dabei gibt es Spiele, Videos und virtuelle Welten zu erkunden.
Mit dem neuen Klub-Podcast „Gute Neue Zeit“ kommt gemütliche Plauder- Atmosphäre in die Wohnzimmer der interessierten ZuhörerInnen. SeniorInnen erzählen aus ihrem Leben, aus ihrer Vergangenheit oder diskutieren aktuelle Themen. Einmal im Monat erscheint der Podcast, jeweils mit einem anderen Themenschwerpunkt. Berührend, interessant, wissenswert oder einfach nur lustig – es ist für alle was dabei.
Die vergangenen Monate und Jahre haben auch eines ganz klar gezeigt: Die Menschen haben das Bedürfnis, etwas für die Gesellschaft zu tun. Bei den Klubs hat das die positive Auswirkung, dass es immer mehr ehrenamtliche MitarbeiterInnen gibt, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement das Klubleben noch vielfältiger und schöner machen. Sie haben aber nicht nur neue Veranstaltungsformate eingebracht und bei der Umsetzung geholfen, sie haben auch Dienst an der Hotline versehen, wo sich die Wiener SeniorInnen Hilfe, Gespräche und Informationen holen können.
Reden, Zuhören, kleine Erledigungen oder ein gemeinsamer Spaziergang: Während der vorübergehenden Klubschließungen aufgrund der Coronapandemie standen auch heuer wieder mehr als 100 MitarbeiterInnen der Klubs bereit, um den SeniorInnen in Krisensituationen beizustehen. Viele waren in den Lockdowns einsam, unsicher oder brauchten einfach Hilfe. In mehr als 5.000 vertraulichen Telefonaten, mehr als 200 persönlichen Einzelgesprächen im Klub, bei Spaziergängen oder im eigenen Stiegenhaus hatten die Mensch-zu-Mensch-MitarbeiterInnen stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Mitglieder. Auch kleine Besorgungen oder Vermittlungen zu öffentlichen Stellen der Stadt und Hilfe bei Coronatests standen auf dem Programm. Ebenso wurde die Klubhotline von den Mitgliedern in den Lockdowns verstärkt genutzt. Fast 8.000 Anrufe landeten im vergangenen Jahr bei den MitarbeiterInnen.
Besondere Bedürfnisse oder Interessen decken die Klubs+ ab. Die Anzahl der Klubs mit besonderen Themenschwerpunkten wuchs im vergangenen Jahr weiter. Mitte September wurde in der Greiseneckergasse der Klub+ Weitblick mit einem Fest und zahlreichen Ehrengästen eröffnet. In Kooperation mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs wird im Sinne eines inklusiven Miteinanders ein Kluballtag mit Fokus auf betroffene SeniorInnen gelebt.
Im Klub+ Weitblick verbringen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Generationen ihre Freizeit – und willkommen sind wie in allen Klubs natürlich alle BesucherInnen. Auch im internationalen Frauensprachcafe, das hier regelmäßig stattfindet. Bereits etabliert ist der Klub+ am Hofferplatz mit dem Motto „Viel Platz für Generationen“ in Zusammenarbeit mit den Kinderfreunden, der Klub+ in der Schmidgasse in der Josefstadt, wo das offene Atelier FORMAT60+ beheimatet ist sowie die Angebote WITAF-Gehörlosenklub in der Kleinen Pfarrgasse in der Leopoldstadt und der Regenbogen.Treff in der Gumpendorferstraße in Mariahilf.
Und dort, im Regenbogen.Treff in Mariahilf, gab es im August etwas zu feiern: Der Klub hat in der Kategorie „Diversity, Gender und Integration“ den Österreichischen Verwaltungspreis gewonnen, der unter dem Motto „Innovation im öffentlichen Dienst“ stand. Den Preis nahm Markus Gebhardt, der Schirmherr des Regenbogen.Treffs entgegen. „Dieses bemerkenswerte Pionierprojekt wirkt sozialer Isolation von LGBTIQ*-SeniorInnen mit gleichzeitiger integrativer generationenübergreifender Wirkung entgegen“, sagte die Jury.
Auch das Goldene Staffelholz der Wiener Stadtverwaltung ging im vergangenen Jahr an die Wiener PensionistInnenklubs. Der Preis stand unter dem Motto „Wien bleibt stark in herausfordernden Zeiten“. Das Projekt „Spiel mir eine kleine Melodie, Wunschkonzert KWP und Radio Orange“ hat die Jury überzeugt. Die Wunschkonzert-Reihe auf Radio Orange war von Mitte April bis Anfang Juli auf Sendung. Dabei wurden mehr als 150 Musikwünsche erfüllt.
Mit einem komplett neu gestalteten Messestand waren die PensionistInnenklubs und die Häuser zum Leben im Oktober bei der Wiener Lebenslust SeniorInnenmesse präsent. Natürlich wurde das Klubprogramm nicht nur in Foldern präsentiert, sondern gleich live. Dance- Vorführungen, Hula-Hoop, Trommeln und Gymnastik standen auf dem abwechslungsreichen Messeprogramm. Zusätzlich konnten sich die BesucherInnen über sämtliche Angebote in den Häusern informieren. Der Zuspruch war groß, nachdem die Messe 2020 nicht stattfinden konnte.